Stolperfalle: Auskultation mittels Stethoskop

In meinen Praxisseminaren für Tierheilpraktiker höre ich immer wieder, dass meine Teilnehmer Probleme mit dem (akustischen) Stethoskop haben. Die Schwierigkeiten drehen sich dabei üblicherweise um das Hören bzw. genauer gesagt um das Nicht-Hören mit diesem Instrument. Sind unter anderem bei der Auskultation des Herzens die klassischen Töne nicht wahrnehmbar, dann hat dies zwei Gründe:

  1. Die Ohrbügel bzw. -oliven des Stethoskops sind im Ohr falsch ausgerichtet. In diesem Fall folgen sie nicht dem Verlauf des menschlichen Gehörgangs, sondern drücken dagegen.
  2. Bei einem Stethoskop mit Doppelkopf-Bruststück (hiermit ist der Kopf mit bzw. ohne Membran gemeint) ist die Seite, die dem Tierkörper aufliegt nicht „offen“ bzw. aktiv.

Ein Stethoskop richtig nutzen

Das erste geschilderte Problem lässt sich unter anderem durch ein Drehen der Ohrbügel vermeiden. Doch nicht bei jedem Stethoskop ist das möglich. Ich habe beispielsweise schon seit vielen Jahren unter anderem ein Stethoskop von Littmann, bei dem die Ohrbügel nicht drehbar sind. Allerdings sind sie bereits optimal ausgerichtet. Nämlich so, dass sie von oben betrachtet ein „V“ bilden, sobald sich die Ohroliven berühren. Bevor man nun aber die Ohroliven des Bügels in seinen Gehörgang einführt, dreht man das Stethoskop so, dass die Spitze des „Vs“ vom Körper weg zeigt. In dieser Position werden die Bügel bzw. Oliven in den Gehörgang „eingestöpselt“. So schmiegen sich die Ohrbügel bzw. die -oliven optimal an den menschlichen Gehörgang an und sorgen für ein gutes Hörergebnis. Dies wird noch verstärkt, wenn die Ohroliven aus besonders weichem Kunststoff sind, der kein störendes Gefühl im Gehörgang erzeugt.

Wenn man außerdem vor Beginn der Auskultation zunächst überprüft, welche Seite des Doppelkopf-Bruststücks aktiv ist, lässt sich auch das zweite Problem umgehen. Denn man kann den röhrenförmigen, metallischen Bereich, der in das Bruststück mündet, drehen. Dadurch öffnet und schließt man eine Seite des Doppelkopf-Bruststücks. Das bedeutet, ist die eine Seite geöffnet, dann ist die andere Seite geschlossen. Erwischt man jedoch bei der Auskultation die geschlossene Seite, dann ist auch in dem Fall nichts zu hören.

Empfehlung für die Arbeit mit dem Stethoskop

Prüfen Sie bitte unbedingt vor Beginn der Auskultation, ob die Ohrbügel richtig ausgerichtet und die Seite eines Doppelkopf-Bruststücks, die Sie nutzen wollen, „offen“ und damit aktiv ist. Letzteres können Sie prüfen, indem Sie leicht mit einem Finger über die Membran streichen, während Sie die Ohroliven in Ihren Gehörgang „eingestöpselt“ haben. Bitte klopfen Sie währenddessen nicht mit einem oder mehreren Fingern auf die Membran Ihres Bruststücks – dies erzeugt ein ausgesprochen lautes und unangenehmes Geräusch in Ihren Ohren. Bei einem Bruststück ohne Membran können Sie außerdem sehr leicht feststellen, ob es aktiv ist. In diesem Fall blicken Sie in eine kleine, dunkle, runde Öffnung.

Spezielles Stethoskop für kleine Rassen und Katzen

Übrigens gibt es vor allem für Toy- bzw. Miniaturhunderassen, also kleine Rassen wie zum Beispiel Chihuahua, Mops oder Jack Russell Terrier Stethoskope mit Bruststücken, die besonders klein im Durchmesser sind. Diese werden beispielsweise auch im Humanbereich für Kinder eingesetzt. Darüber hinaus existieren spezielle Veterinärstethoskope, deren Membran eine besondere Beschichtung aufweist und deshalb – anders als sonst – mit Wasser gereinigt und desinfiziert werden kann. Informieren Sie sich daher am besten vorher, ob dies auch bei Ihrem Stethoskop möglich ist, vor allem, wenn Sie im Großtierbereich arbeiten.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Für ein optimales Hörergebnis sollten Ohrbügel und -oliven vor dem „Einstöpseln“ in die Ohren vom eigenen Körper weg zeigen. Zudem sollte geprüft werden, ob die zur Verwendung vorgesehene Seite eines Doppelkopf-Bruststücks „geöffnet“ ist. Ist dies nicht der Fall, dann kann dies leicht durch Drehen des Bruststücks geändert werden.
  • Für kleine bis sehr kleine Hunderassen (Toy- bzw. Miniaturhunderassen wie etwa Chihuahua) oder auch Katzen gibt es Stethoskope mit besonders kleinen Bruststücken. Sie werden im Humanbereich für Kinder verwendet.
  • Es gibt spezielle Veterinärstethoskope, bei denen die Membran des Bruststücks sogar mit Wasser gereinigt und desinfiziert werden kann.

„Reinheitsgebot“ fürs Stethoskop

Nachdem ich bereits über die fachgerechte Nutzung des Stethoskops bei der Auskultation geschrieben habe, geht es mir heute um die Hygiene. Was nämlich immer wieder vergessen wird: Auch als Tierheilpraktiker müssen Sie Ihr Stethoskop vor bzw. nach einem Patiententermin komplett (!) und gründlichst desinfizieren. Das bedeutet in diesem Fall: Desinfektion des Bruststücks, des Schlauchs, der Bügel sowie der Ohroliven, da es auf einem Stethoskop nach der Benutzung nur so vor Keimen wimmelt. Besonders hilfreich sind hierfür Desinfektionstücher (zum Beispiel Meliseptol von Braun). Diese können auch in einer mobilen Tierheilpraxis jederzeit mitgeführt und eingesetzt werden.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ein Stethoskop wird vor und nach einem Patiententermin gründlichst desinfiziert.
  • Für diese Hygienemaßnahme können unter anderem Desinfektionstücher genutzt werden.
  • Geeignete Desinfektionsmittel müssen auch in einer mobilen Tierheilpraxis jederzeit verfügbar sein.